Grundsätze inklusiver Pädagogik
W ir haben im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte unglaublich viele Erfahrungen hinschtlich Inklusion gemacht. Das waren nicht immer nur positive Erfahrungen - Inklusion gelingt nicht auf Anhieb. Es waren aber immer spannende und lehrreiche Erfahrungen. Ohne jeglichen wissenschaftlichen Anspruch wollen wir diese Erfahrungen hier mit euch teilen.
Wir haben unter verschiedenen Schlagworten zusammengefasst, was wir für wichtig halten, damit Inklusion im Bereich pädagogischer Handlungen funktioniert. Mit Sicherheit ist diese Liste nicht vollständig und wir freuen uns über Feedback, diese weiter zu entwickeln.
Vorweg sei auf unser umfassendes und weit gefasstes Verständnis von Inklusion hingewiesen. Mehr dazu findet ihr hier. Ebenso wollen wir uns von jeglicher ideologischer Verwendung des Begriffs distanzieren. Es lohnt sich, sich für Inklusion einzusetzen und Überzeugungsarbeit zu leisten. Das Ideal einer inklusiven Gesellschaft kann aber nur dann erreicht werden, wenn wir in einen Dialog miteinander treten. Menschen mit und ohne Behinderung, Inklusionsbefürworter und Inklusionsgegner_innen. Es bringt unseres Erachtens nichts, sich immer nur selbst zu "bespaßen", also sich mit anderen Befürworter_innen darüber auszutauschen, wie toll Inklusion ist. Wir wollen vielmehr auch jenen die Möglichkeit geben, Inklusion zu erleben, die davon bisher nicht überzeugt sind. Damit auch Ihnen als Fachkraft oder Engagierte_r besser möglich ist, haben wir die folgenden Gedanken aufgeschrieben, die Ihnen hoffentlich weiter helfen.
Hinweis: Diese Seite enthält noch Fehler und einige der Artikel sind noch nicht vollständig. Sie werden im Laufe des Januar hinzugefügt uns ebenso orthografische und grammatikalische Fehler, sowie der ein oder andere gedankensprung ausgebügelt. Wir bitten von daher von Hinweisen bezüglich dieser Problematik abzusehen. Inhaltliches Feedback nehmen wir gern entgegen.
Menschenrecht
D as Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen ist in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert. Das betrifft neben vielen anderen die Bereichen Bildung und Freizeit, die beide stark von pädagogischen Angeboten geprägt sind.
Neben der ganz praktischen Basisarbeit mit Kindern und Jugendlichen muss deshalb Bestandteil einer inklusiven Pädagogik auch die politische Forderung nach struktureller Verankerung der Konvention in Bundes- Landes- und Kommunalgesetzen sein. Fast immer finden außerschulische pädagogische Angebote im Rahmen freier Trägerschaft statt, Zuwendungsgeber sind oft Kommunen, Länder und manchmal der Bund. Solange Inklusion juristisch nicht in den Gesetzbüchern verankert ist, besteht auch keine Möglichkeit, sich als Träger auf diese Gesetze zu berufen und entsprechende Forderungen zu stellen.
Was bleibt, ist die Möglichkeit, immer wieder auf die Notwendigkeit der Umsetzung dieses Menschenrechts aufmerksam zu machen. Die Legitimation dafür ziehen wir (auch) aus der Erfahrung, dass inklusive Pädagogik funktioniert und für alle Beteiligten eine Bereicherung sein kann. Deshalb ist in diesem Bottom Up Prozess ein langer Atem und viel Durchhaltevermögen gefragt. Die Mühlen der Politik und inbesondere der Verwaltungen mahlen nun mal bekanntermaßen langsam.
Haltung
D em Gegenüber offen und auf Augenhöhe zu begegnen erfordert eine inklusive Haltung. Weder theoretische Kenntnisse noch der unbedingte Wille, inklusiv handeln zu wollen, reichen dafür aus. Beides kann helfen, aber ebenso auch hindern. Einzig die Begegnung mit immer neuen, unterschiedlichen Menschen und aus diesen Begegnungen entstehende Kommunikation, können zu einer inklusiven Haltung führen. Wenn der Punkt erreicht ist, an dem ein nicht behinderter Mensch einem Menschen mit Behinderung begegnet und beide offen und natürlich über sich und den anderen sprechen können, ist eine inklusive Haltung erreicht. Man könnte dies auch mit einer Entspannungshaltung vergleichen.
Oft entsteht aus der Begegnung mit Menschen, die anders sind als man selbst, eine Irritation. Auch wenn der erste "Schock" überwunden ist, bleibt dennoch oft eine Unbehaglichkeit bestehen, irgendetwas was zwischen den Menschen steht, sichtbar ist, angesprochen werden will, aber nicht darf - oder doch? Wenn dieses "dazwischen" verschwunden ist, wenn internalisiert wurde, dass jeder Mensch anders ist und die oder der andere in all seiner Einzigartigkeit uneingeschränkt anerkannt wird, ist eine inklusive Haltung erreicht. Wir betrachten sie als wichtige Grundlage für die Arbeit im Bereich der inklusiven Pädagogik. Diese Haltung kann nicht einfach ein Bekenntnis sein, sondern muss wachsen, sie ist somit auch nie "fertig" und der Weg dorthin erfordert eine ständige Reflektion des eigenen Handelns und natürlich die Komminaktion mit dem Menschen mir gegenüber.
Freiwilligkeit
E in Grundsatz der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist Freiwilligkeit. Freiwilligkeit ist das entscheidene Merkmal, in dem sich nonformale (außerschulische) Bildung und formale Bildung unterscheiden. Die Schule oder eventuell Schulform kann gewechselt werden, die Institution Schule aber nicht. Ob Kinder und Jugendliche hingegen Angebote und Projekte der offenen Kinder- und Jugendarbeit wahrnehmen, liegt einzig und allein daran, wie gut sie die entsprechende Institution annehmen und wie hoch die Motivation ist, wiederzukommen.
Mit Blick auf die inklusive Pädagogik führt dies zu einem spannenden Gedanken: Inwieweit wollen Kinder mit anderen Kindern zusammen ihre Freizeit verbringen, die ersteinmal völlig anders als sie selbst erscheinen, sei es aufgrund einer Behinderung, ihrer Herkunft oder was auch immer. In der Regel suchen sich Jugendliche eine Bezugsgruppe, die ähnliche Interessen teilt oder sie sind in unterschiedlichen Gruppen verortet, die sich aber in aller Regel durch ein gemeinsames Interesse auszeichnen (Musikstil, Graffiti etc.).
Diese Motivation widerspricht der Idee von Inklusion, was aber in diesem Kontext niemandem vorzuwerfen ist. Die Lösung ist eine Begegnung von Kindern mit ganz unterschiedlichen Begabungen und Interessen im frühesten Kindesalter. Kinder im Alter zwischen 1-6 begegnem neuem mit großer Neugier, völlig unvoreingenommen und unbedarft. Wenn schon in diesem Alter, z.B. durch inklusive Kindertagesstätten, Begegnungen ermöglicht werden, entsteht die im Vortext erwähnte inklusive Haltung. Diesen Kindern fällt es als Jugendliche viel leichter, unabhängig von Merkmalen wie Behinderung, Herkunft oder sexueller Orientierung das Wesen eines Menschen zu erkennen und sich Freunde viel weniger aufgrund äußerer Interessen zu suchen als vielmehr nach Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmalen.
Zurück zum Kontext der Jugendarbeit bedeutet das: wir können im Setting der Freiwilligkeit nichts erzwingen. Aber wir können Begegnungen ermöglichen und Irritationen moderieren. Mit der Zeit kann auch bei Jugendlichen, die erst als Jugendliche mit „dem anderen konfrontiert werden“ eine inklsuive Haltung entstehen. Wenn sie sich aber nach den ersten Begegnungen dazu entscheiden, in einer reguläre Kinder- und Jugendeinrichtung zu gehen, müssen wir das so hinnehmen. Inklusive Pädagogik ist mühsam und erfordert einen langen Atem und durch Zwang wird im Kontext der inklusiven Pädagogik meistens wenig erreicht. Eine Möglichkeit, innerhalb dieser Freiwilligkeit, zu "steuern", bieten kooperative Gruppenspiele, in denen den Teilnehmer_innen verschiedene Rollen zugewiesen werden und sie sich den Regeln des Spiels unterwerfen müssen. Dies schafft eine gewisse Egalität, weil die Regeln natürlich für alle Gültigkeit haben.
Begegnung
V iele Menschen haben Angst vor „dem Anderen“. Insbesondere dann, wenn sie in ihrer Kindheit selten gefordert waren, sich mit anderem Aussehen, anderer Sprache und anderen Ansichten auseinanderzusetzen. Das andere, neue, wirkt fremd und löst eine vorsichtige, eventuell ablehnende Haltung aus.
Unsere Aufgabe als Pädagog_innen ist es, diese Haltung ernst zu nehmen und aufzugreifen. Niemand sollte dafür verurteilt werden, dass zunächst ein vorsichtiges, eventuell auch konfrontatives Verhalten entsteht. Hier kann angeknüpft werden: Was irritiert dich? Wie wirkst du vielleicht gerade auf den anderen? Sehr oft dauert diese erste Phase er Irritation gar nicht lange an und es entwickelt sich ein Interesse füreinander. Eher distanzierter Art, aber Fragen werden aufgeworfen. Klassisch ist hier die Situation, in der ein Kind/Jugendliche_r eine_n Pädagog_in über eine_n weiter_n Jugendliche_n ausfragt. Hier zeigt sich das Interesse aber auch die Distanz. Die Aufgabe besteht darin, zu vermitteln, Fragen zuzulassen und nicht, „unangenehme Fragen“ zu verbieten. So wird die Angst weiter abgebaut und ein Prozess des gegenseitigen Verständnisses beginnt.
Oft wird im Kontext der Inklusionsfrage eine angstfreie Debatte gefordert. Diese Angstfreiheit entsteht nur durch gemeinsame Begegnungen und Erlebnisse. Nur so ist ein natürlicher Umgang möglich, der zu einer Sensibilisierung führt, wieviel Nähe und Distanz, wieviel Nähe und welche Fragen angebracht und unangebracht sind. Dabei sind alle gefordert, zu dieser Angstfreiheit beizutragen. Ein aufrichtig gemeinter, aber vielleicht etwas unbeholfen formulierter Versuch von Person A, Person B zu unterstützen, kann auf eine manchmal schroffe Ablehnung stoßen, die dazu führt, dass Person A sich beim nächsten Mal lieber zurückzieht. Es ist ebenso verständlich, dass Person B keine Lust hat, jedes Mal neu zu erklären, warum er keine Unterstützung braucht. Beide Menschen werden nur dann in einen Dialog miteinander treten, wenn alle ihr Verhalten hier und da etwas öfter reflektieren.
Begegnungen zu ermöglichen, ist das, worauf es letztendlich ankommt. Die beschriebene Irritation muss dafür oft erst überwunden werden. Ohne Begegnungen entsteht aber die notwendige Offenheit für das gegenüber nicht. Oft liest man, in den ostdeutschen Bundesländern sei die Ablehnung gegenüber Fremde besonders hoch, OBWOHL dort nur ein relativ kleiner Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund lebt. Es müsste heißen, die Ablehnung ist deshalb so groß, WEIL dort nur so wenige Menschen leben, die einen Migrationshintergrund haben.
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Barrierefreiheit
B arrieren können vieles sein. Stufen oder zu steile Rampen, mangelnde technische Ausstattung am Computer, schlechte Usability, Sprache, Vorurteile, Gesetze und Normen. Die Barrieren im Kopf, also Vorurteile sind das, woran wir im Prozess einer inklusiven Pädagogik ohnehin ständig „feilen“. Gesetze und daraus entstehende Normen sind nur indirekt unserem Aufgabenbereich zugehörig. Deshalb soll es hier um technische und Sprachbarrieren gehen.
Der Abbau technischer Barrieren wären z.B. der Einbau eines Fahrstuhls, die Markierung von Treppenstufen mit Kontraststreifen, die Installation eines Screenreaders oder höhenverstellbare Tische in der Werkstatt. Diese zu beseitigen ist mit Zeit, in den meisten Fällen aber eher mit Kosten verbunden, die teilweise sehr hoch ausfallen. Da die öffentlichen Kassen oft leer sind, gibt es nur die Möglichkeit, die entstehenden Kosten über Spenden oder private Stiftungen zu decken.
Es sollte aber immer im Sinne des pragmatischen Ansatzes hinterfragt werden, inwieweit welche Umbauten gerade notwendig sind. Es besuchen zur Zeit mehrere Kinder im Rollstuhl die Einrichtung und ein Kind mit Sehbehinderung und es sind nur Mittel entweder für eine Rampe oder einen Screenreader mit Braille Tastatur vorhanden? Es sollte die Rampe angeschafft werden und gemeinsam mit dem sehbehinderten Kind nach einer Lösung im Sinne von Innovation gesucht werden. Solange von der öffentlichen Hand die Mittel für alle notwendigen Umbauten nicht zur Verfügung gestellt sind, ist diese Form der Priorisierung leider unumgänglich.
Es sollte immer darauf hingewiesen werden, welche Barrieren in der Einrichtung (noch) bestehen, um allen Beteiligten frustrierende Erlebnisse zu ersparen. Oft sind die verbleibenden Barrieren aber in Absprache mit den Besucher_innen und/oder Eltern trotzdem zu umgehen.
Der zweite wichtige Aspekt, der besonders zu beachten ist, sind sprachliche Barrieren. Alle Kinder desselben Altersspektrums sind in ihrer Entwicklung unterschiedlich weit fortgeschritten, insbesondere in der sprachlichen Entwicklung. Hinzu kommt das breite Altersspektrum vieler Einrichtungen und ein oft hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen, die aus Familien stammen, in denen deutsch nicht die Muttersprache ist. Deshalb ist es ohnehin wichtig, diese individuellen Unterschiede in der direkten Ansprache der Kinder, Jugendlichen und Eltern zu beachten, ebenso wie in Publikationen, die diese Zielgruppe betreffen (Aushänge, Elternbriefe usw.).
Hinzu kommt die Übersetzung in Leichte Sprache . Diese folgt einem festgelegten Regelwerk und ist insbesondere für Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung entwickelt worden. Aber auch für Menschen, die schlecht deutsch sprechen, ist sie von Vorteil. Die Übersetzung kostet wie auch der Abbau der technischen Barrieren Geld und Zeit und von daher sollten auch hier zunächst Prioritäten gesetzt werden. Reichweitenstarke Publikationen wie z.B. Flyer oder bestimmte Webinhalte sollten aber für eine Übersetzung in Betracht gezogen werden.
Innovation und Offenheit
I n allen Lebensbereichen stoßen wir immer wieder an Grenzen und auf Probleme. Das ist bei der Arbeit mit heterogenen Gruppen nicht anders, oft werden die Herausforderungen dadurch sogar erhöht. Sei das nun der motorisch eingeschränkte und übergewichtige, aber gleichzeitig hochmotivierte Junge, dessen Herzenswunsch es ist, den Klettersteig bis ganz oben zu erklimmen oder ein tolles, vielfach bewährtes Gruppenspiel, welches in der ursprünglichen Form mit gehörlosen Teilnehmern aber nicht durchführbar ist.
Nun gibt es darauf zwei grundlegend verschiedene Reaktionen:
1. Das passt nicht zusammen und geht deswegen nicht.
2. Wir wissen zwar noch nicht wie, aber fast immer geht es dann doch irgendwie.
Der zweite Weg kann in inklusiven Settings der einzig richtige sein. Es gilt, lösungsorientiert und konstruktiv nach neuen Wegen zu suchen, um technischen und sprachlichen Barrieren, zwischenmenschlichen Konflikten, oder was auch immer zu begegnen. Das ausweichende Argumentieren, dass viele Dinge nicht möglich sind, weil die oder der Teilnehmer eine Behinderung hat oder kein deutsch spricht, ist leider oft Alltag. Dabei sollte es doch im grundlegenden Verständnis eines Inklusionspädagogen liegen, Erlebnisse zu ermöglichen, und nicht, diese zu verhindern.
Oft ist diese Suche nach Lösungen mit kreativen Ideen verbunden, dazu gehört auch Mut, Neues zu wagen und die Bereitschaft damit auch mal scheitern zu dürfen. Nicht immer gelingt also alles auf Anhieb, aber es geht darum, gemeinsam mit den Teilnehmer_innen im Laufe der Zeit herauszufinden, was möglich ist, und was nicht. Fast immer bleibt dabei die Erkenntnis, das viel mehr möglich ist, als die oder der ein oder andere anfänglich dachte.
Ressourcenorientierung
U nserer Meinung nach sollte es ein Grundsatz eines jeden modernen pädagogischen Ansatzes sein, die Menschen nach ihren Ressourcen und nicht nach ihren Defiziten zu bewerten. Natürlich hat jede_r Stärken und Schwächen und beides ist gleichermaßen integraler Bestandteil der Persönlichkeit und des Selbstbildes.
Da eins unserer wichtigsten Ziele die Förderung des Selbstwertgefühls und eines stabilen Selbstbildes ist, sind für uns als Pädagog_innen die Stärken, eben die Ressourcen, von großer Wichtigkeit. Das Gegenteil, eine defizitäre Betrachtungsweise führt nicht zu diesem Ziel. Insbesondere Kinder mit Behinderungen werden aber viel zu oft nach ihren Defiziten beurteilt – nach dem, was sie nicht können oder was ihnen „fehlt“.
Deshalb ist es in inklusiven Settings besonders wichtig, ressourcenorientiert zu arbeiten. Jede_r hat Ressourcen und manchmal dauert es etwas, bis dieser Mensch, gemeinsam mit den Pädagog_innen, diese Ressourcen freilegen kann. Das muss nicht immer etwas aktives sein, als Beispiel sei hier ein Junge genannt, der aufgrund seiner geistigen und körperlichen Behinderung nicht aktiv kommunizieren konnte und nicht selbstständig mobil war. Nach und nach entdeckte die Gruppe aber seinen sehr speziellen Humor – er konnte sich herzlich über bestimmte Themen amüsieren. Das griffen die anderen in der Gruppe immer wieder auf.
Ressourcen sind insbesondere in heterogenen Gruppen sehr unterschiedlich - und eben nicht gleich – verteilt. Deshalb ist es hier besonders wichtig, jeder und jedem einzelnen die Plattform zu geben, um seine Ressourcen den anderen zur Verfügung zu stellen – zu zeigen, was in ihr steckt. Das bedarf oft einiger Steuerung, die insbesondere in Methoden mit kooperativen Elementen gut möglich ist.
Geld
V iel seltener als es oft aus den Behauptungen von Inklusionsgegnern und aus den Medien hervorgeht, scheitert erfolgreiche Inklusion am Geld. Grundsätzlich geht es um die Haltung, die jede_r einzelne entwickelt und die ist unabhängig von der finanziellen Ausstattung ist.
Gleichwohl ist für die Beseitigung der technischen Barrieren, für anfallende Honorare, die Übersetzung in leichte Sprache, den erhöhten Aufwand in der Vorbereitungszeit und zusätzlich notwendiges bzw. abwechslungsreicheres Material Geld notwendig.
Bei den technischen Barrieren ist die bereits erwähnte Prioritätensetzung ein Weg, mit knappen Mitteln zu Haushalten. Es können aber auch, teilweise recht einfach, Mittel beantragt werden, um an diesem Punkt schnell weiter zu kommen. Eine Liste von Förderern findet sich weiter unten.
Sowohl in der alltäglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, als auch bei Highlights wie Reisen und Veranstaltungen, ist grundsätzlich von einem höheren Personalbedarf auszugehen, also bei homogeneren Gruppen. Wir haben bei uns mehrere Möglichkeiten gefunden, damit umzugehen:
1. Die Einbeziehung von ehrenamtlichen Fachkräften. Insbesondere, wenn ein Herzensthema vorliegt ist es einfacher, Ehrenamtliche langfristig zu begeistern. Hier ist das Inklusion, es kann aber auch Antirassismusarbeit, Mädchenarbeit oder etwas anderes sein. Die Ehrenamtlichen sollten fest in der Struktur der Einrichtung mit einbezogen sein und angemessenes Feedback erhalten. Auch Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, sowie grundsätzlich die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln sind eine gute Motivation. Wenn es gelingt, ehrenamtliche Kräfte langfristig an die Einrichtung zu binden, ist dies für alle ein großer Gewinn. Ein spezieller Mehrwert entsteht, wenn die Ehrenamtlichen spezielle Fähigkeiten mitbringen (handwerklich, administrativ usw.).
2. Die Beantragung von Honorarmitteln über Projektförderungen. Dies ist mit einem gewissen Mehraufwand, insbesondere während der Antragstellung, verbunden. Da bei Projektförderungen aber auch weitere Posten, wie Ausrüstungsequipment, eingekauft werden kann, welches wiederum auch für andere Projekte eingesetzt werden kann, lohnt sich der Aufwand.
3. Im Falle von Kindern mit Behinderung kommen diese oft mit Einzelfallhelfer_innen. Diese können aktiv in die Arbeit mit eingebunden werden. Sofern keine 1:1 Betreuung notwendig ist (die aus pädagogischen Gesichtspunkten zuallermeist auch gar nicht sinnvoll ist), können die Einzelfallhelfer_innen auch anderen Besucher_innen helfen und kleinere Aufgaben übernehmen.
4. Auf Reisen und bei punktuellen Aktionen und Maßnahmen ist auch eine Kostenübernahme durch die Verhinderungspflege der Pflegekassen möglich. Dafür muss eine Anerkennung der Einrichtung durch die Pflegekasse vorliegen.
5. Eine effiziente Verteilung der Arbeitskraft. Es ist nicht notwendig, Besucher_innen mit Behinderungen nach dem Prinzip 1:1 oder 1:2 Betreuung zu begleiten. Das zementiert nur unnötig den „Sonderstatus“. Viel sinnvoller sind Tandemlösungen, d.h. ein Team aus zwei oder drei gleichbleibenden Mitarbeiter_innen betreut eine gemischte Gruppe von Teilnehmer_innen.
Für die Betreuung heterogener Gruppen mit dem Anspruch eine inklusive Pädagogik umzusetzen, muss das didaktische Material vielfältiger sein, als in einer gewöhnlichen Kinder- und Jugendeinrichtung. Auch Sicherheit spielt eine Rolle, ebenso wie die bereits angesprochenen, kreativen Lösungen, die mit erhöhtem Materialaufwand einhergehen. Aus dem normalen Budget einer kommunal finanzierten Kinder- und Jugendeinrichtung ist dies kaum zu bewerkstelligen. Wir bedienen uns, wie auch beim Personal, der Möglichkeit, über private Zuwendungen und Stiftungsgelder diesen Mehraufwand so gut es geht zu decken. Nun ist die Frage erlaubt, wer all diese Anträge bearbeitet. Hier schließt sich der Kreis zu den Ehrenamtlichen. Wenn es möglich ist, diese Aufgabe ehrenamtlich oder pro bono erledigen zu lassen, generieren sich die Gelder für den Mehraufwand fast „aus dem nichts“.
Kooperation
V iele pädagogische Elemente basieren auf einem der Pole "Kooperation" oder "Konkurrenz". Insbesondere viele Spiele und Sportarten sind mehr vom gegeneinander als dem miteinander geprägt.
Ganz besonders in der inklusiven Pädagogik ist es aufgrund der vielfältigen unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen notwendig, mehr auf kooperative Elemente zu setzen als auf konfrontative. Dem Konfrontativen entspringt für viele eine große Motivation - Kräfte zu messen, zu vergleichen, der oder die stärkere sein. Ihm entspringt aber ebenso eine große Frustration, wenn immer dieselben Einzelkämpfer die Nase vorn haben.
Der wesentliche Unterschied bei kooperativen Elementen ist ein gemeinsames Ziel. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die ganze Gruppe mit einbezogen wird. Optimalerweise werden dabei die unterschiedlichen Fähigkeiten und Herangehensweisen der Individuen miteinander kombiniert und führen zu einem besseren Ergebnis. Das Gruppenerlebnis ist deutlich stärker, wenn ein gemeinsames Ziel erreicht wird. Ebenso ist es möglich, dass sich die Teilnehmer_innen unterschiedlich stark einbringen, ohne dass deshalb gleich der einzelne "verliert".
Ein Kernelement vieler pädagogischer Settings sind Spiele in der Gruppe. das können große Geländespiele sein, Kennenlernspiele, Koordinationsübungen oder kooperative Spiele, ebenso wie kurze Warm-Ups. Die Sammlungen sind riesig. Oft ist es möglich die Spiele so zu verändern, dass sie inklusiver werden. Vielleicht können neue Rollen hinzugefügt werden oder anderes Material verwendet werden. Vielleicht geht ein Spiel statt "jeder gegen jeden" auch im Modus "3er Gruppen gegeneinander". Oft ist einfach Kreativität und ausprobieren von Seiten der Spielleitung gefragt um hier zum Ziel zu gelangen.
Zutrauen
D en Kindern und Jugendlichen zuzutrauen, dass sie aus eigener Kraft und eigenem Antrieb großartiges erreichen können, ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung. Das Erkennen und Nutzen der Selbszwirksamkeit ist ein entscheidener Schritt zur Selbstständigkeit.
Leider erfahren wir immer wieder, dass Kindern und Jugendlichen, insbesondere dann, wenn sie eine Behinderung haben, viel zu wenig zugetraut wird. Das geschieht nie aus Böswilligkeit, sondern vielmehr, um die Kinder zu "schützen". Aber wovor eigentlich? Eltern, aber ebenso Fachkräfte sehen Kinder mit Behinderung mehr als andere Kinder als schutzbedürftige Wesen, die keinen Gefahren ausgesetzt werden dürfen. Gefahren und Momente des Nicht-Gelingens gehören aber nach unserer Auffassung zum Erwachsenwerden dazu. Deshalb trauen wir unseren Besucher_innen mehr zu, als sie dies manchmal gewohnt sind und umso erstaunter sind sie dann, wenn sie ihr Ziel dann erreichen. Jedes Kind, aber besonders Kinder mit Behinderung sollten darin unterstützt werden, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen bestmöglich zu entdecken und zu entwickeln. Das geht nicht ohne Zutrauen in eben jene Fähigkeiten!
Prozess und Kontinuität
k ommt noch
Expert_innen
N ach unserer Erfahrung liegt es leider recht häufig im Selbstverständnis von Fachkräften, sie seien die Expert_innen für die Probleme ihrer Klient_innen/Besucher_innen. Das halten wir für grundfalsch. Kinder und Jugendliche, insbesondere dann, wenn sie in ihrem bisherigen Leben immer wieder auf Widerstände gestoßen sind, wissen sehr genau, was notwendig ist, damit Teilhabe gelingt. Manchmal ist es nicht möglich, dies klar zu kommunizieren und zu benennen, was ein Kind gerade möchte oder selbst für sich als gut und zielführend erachtet. Hier ist die Fachkraft gefragt, um das Kind genau dabei zu unterstützen. Im Wesentlichen geht es bei diesem Punkt um eine Haltungsfrage: Gelingt es der Fachkraft, dem Kind oder Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen und anzuerkennen, dass es selbst die Expertin ist, oder erhebt sich die Fachkraft über das Kind? Inklusion, und insbesondere auch die Findung pragmatischer Lösungsansätze, ist nur möglich, wenn das Kind oder der Jugendliche mit all seinen Erfahrungen als Expert_in seiner/Ihrer selbst anerkannt wird.
Struktur
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Angebotsvielfalt
k ommt noch
Motivation
I nklusion macht Spaß. Wenn das Team Inklusionsbestrebungen als Last ansieht, z.B. weil scheinbar unmögliche Dinge verlangt werden, wird Inklusion schnell zur Belastung. Natürlich ist es eine Herausforderung, in einer heterogenen Gruppe, möglicherweise mit knappen Ressourcen, bestmöglich für alle Teilhabe zu ermöglichen. Aber eben als Herausforderung, um diese Gesellschaft ein Stück weit zu verbessern, sollten wir es sehen – und nicht als notwendiges Übel. Zusätzlich ist es ratsam, Tools zur Organisationsentwicklung zu nutzen, um die Motivation zu fördern oder aufrechtzuerhalten, auch wenn es viele neue Herausforderungen gibt. Spätestens dann wenn sich sichtbare Erfolge einstellen, also in einem Gruppensetting alle Beteiligten profitieren, steigt die Motivation aufgrund der Erkenntnis, dass Inklusion nicht nur eine vage Idee ist, sondern ganz konkret gelingen kann.
Individualität
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Sicherheit
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Vorbereitung
k ommt noch